Blutdruck in der Schwangerschaft: Warum zwei Werte?
Zu Beginn der Schwangerschaft bildet dein Körper mehr Blut, um dein Baby mit wertvollen Nährstoffen zu versorgen. Das bedeutet mehr Arbeit für dein Herz-Kreislauf-System. Dein Puls erhöht sich um etwa 10 Schläge pro Minute und dein Blutdruck sinkt. Die Gefäße erweitern sich und das Blut kann beim schnellen Aufstehen versacken. Bemerkbar macht sich das durch ein Schwindelgefühl.
Deine Blutdruckwerte werden beim Frauenarzt notiert
Nach der 28 Schwangerschaftswoche steigen die Blutdruckwerte wieder an. Blutdruckwerte sind sehr individuell und unterscheiden sich von Frau zu Frau. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung misst der Arzt deinen Blutdruck, um deine Blutdruckwerte genau im Auge zu behalten. Eventuelle Abweichungen können so schnell registriert werden.
Blutdruckwerte in der Schwangerschaft liegen um die 120/70 mmHG. Bei mir sind die Werte viel niedriger, bei dir vielleicht etwas höher.
Warum wir Ärzte uns jedes mal die Mühe machen deine Werte zu notieren? Weil ein erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft zur Gefahr für Mama und Kind werden kann.
Warum die Blutdruckwerte beim Arzt meist höher sind und was Blutdruck ist, erfährst du in diesem Beitrag. Willst du alles zum Thema Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Präeklamspie erfahren dann klicke hier.
Was ist eigentlich Blutdruck?
Das Blut muss nicht nur in den Kopf gelangen, sondern auch bis in die Füße und zurück. Eine ordentliche Strecke darf es dabei zurücklegen. Der Druck der in den Gefäßen herrscht und dies ermöglicht, ist der Blutdruck. Im Idealfall liegen die Blutdruck-Werte in der Schwangerschaft bei circa 120/70 mmHg.
Die Abkürzung „mmHG“ steht für „Millimeter Quecksilbersäule“. 1 mmHg ist der Druck, den ein mm einer Quecksilbersäule (HG) ausübt. Die Höhe von Quecksilber in einer senkrechten Säule nimmt man als Referenz.
Beim Onkel Doktor sollte der Blutdruck 140/90 mmHg nicht überschreiten. Zu Hause in Ruhe sollte 135/85 mmHg als Grenzwert gelten. Liegt er in mehreren Messungen darüber, stell dich bitte beim Arzt vor! Eine Messung allein reicht nicht aus. Idealerweise ermittelt man den Blutdruck dann in einer Langzeitmessung.
Was bedeuten die zwei Blutdruckwerte?
Wir Ärzte schauen uns zwei Werte an:
Den obere, systolische Wert, bestimmen wir zuerst.
Dieser gibt Rückschlüsse auf die Systole, die Phase in der sich das Herz zusammenzieht und das Blut heraus presst.
Dann folgt die Bestimmung des unteren, diastolischen Wertes. In dieser Phase entspannt sich das Herz und füllt sich erneut mit Blut – daher die niedrigen Werte.
Blutdruckmessung – so funktioniert es
Eine Manschette wird um den Oberarm gelegt und aufgepumpt bis kein Blut mehr fließt. Mit dem Stethoskop hört der Arzt, wann das Pulsieren stoppt.
Jetzt dreht man das Ventil auf und lässt langsam die Luft wieder langsam ab. Das Blut kann wieder fließen. Das geschieht genau dann, wenn der Druck unseres Kreislaufes den Druck der Manschette überwindet. Nun kann man den systolischen Wert ablesen.
Langsam öffnet man das Ventil noch weiter. Der Druck fällt weiter ab. Notieren kann man jetzt den diastolischen Wert beim letzten wahrgenommen Pochen.
Blutdruckmessung, eine Kurzanleitung
Selbst gemessene Blutdruckwerte können mit diesen Tipps genauer sein als eine Einzelmessung beim Arzt. Wichtig ist, es regelmäßig zur selben Tageszeit mit einem geeichten Messgerät zu messen.
Hinsetzen und ein paar Minute innehalten. Tief durchatmen. Zurücklehnen und fünf Minuten zur Ruhe kommen. Bitte nicht während der Messung sprechen. Den Arm auf den Tisch legen und nicht bewegen. Die Beine sollten nicht übereinander geschlagen sein. Die Muskeln sind gelöst und der Arm ist entspannt.
Die Handgelenkgeräte und Oberarmgeräte auf Herzhöhe anbringen – direkt auf der Haut, Kleidung bitte entfernen. Sie sollten weder zu locker, noch zu straff angebracht werden. Wenn ein Finger locker zwischen Arm und Gerät geschoben werden kann, sitzt es richtig.
Jetzt kannst du mit der Messung beginnen. Am besten misst du zweimal. Bitte dabei nicht wild gestikulieren und sprechen. Den zweiten Wert notieren. Dieser fällt erfahrungsgemäß niedriger aus.
Der Blutdruck in der Schwangerschaft wird durch vieles beeinflusst: Schmerz, Angst und das Anstarren des Messgerätes. 😉
Die Werte steigen, weil der Blutdruck gemessen wird. Dies bitte bei der nächsten Messung beachten.
Die Werte in einem Blutdruck Tagebuch festhalten
Das verschafft uns Ärzten einen Überblick.
Eine 24-Std.-Blutdruckmessung kann Licht ins Dunkel bringen. Ein kleiner Rekorder, der am Körper getragen wird, misst über 24 Stunden die Blutdruckwerte. Er zeichnet mehr als 60 Werte tagsüber und in der Nacht auf.
Ärzte können sie im Anschluss beurteilen und ggf. die Therapie anpassen oder eine beginnen.
Warum ist der Blutdruck beim Arzt höher?
Der Blutdruck schwankt, abhängig von Tageszeit und Tagesform. Gerade beim Arzt ist er meist höher. Dieses Phänomen wird „Weißkittel-Effekt“ genannt. Verblüffendes Studienergebnis: Sobald Arzthelferinnen, Pfleger oder andere Mitmenschen die Messgeräte bedienen und nicht ein Arzt, fallen die Blutdruckwerte deutlich niedriger aus. Es sei denn, du findest sie attraktiv. 🙂
Der Blutdruck steigt schon allein deshalb, weil er gemessen wird. Ein Grund mehr, die Messung selbst in die Hand zu nehmen. Entweder zu Hause oder das Angebot von Apotheken nutzen. Nur so kannst du diese Ausreißer verifizieren.
So vermeidest du drei häufige Fehler bei der Blutdruckmessung
Geprüftes Messgerät
Für zu Hause bitte ein geeichtes Messgerät besorgen. Nur so ist gewährleistet, dass du richtig messen kannst und die Werte stimmen. Es gibt Handgelenk-Blutdruckmessgeräte und Oberarm-Geräte. Sie sollten am besten das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga haben.
Falsche Manschetten
Oberarm-Messgeräte haben eine Standardmanschette, die bis circa 33 cm Umfang zugelassen ist. Die Blutdruckmanschette sollte nicht zu klein oder zu groß sein. Ist sie zu klein für deinen Oberarmumfang, misst du zu hohe Werte. Ist sie zu groß, misst du zu niedrige Werte.
Falscher Messpunkt
Wird unterhalb der Herzhöhe gemessen, sind die gemessenen Werte zu hoch. Die Werte sind zu niedrig, wenn der Messpunkt oberhalb der Herzhöhe liegt.
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