Präeklampsie und Bluthochdruck in der Schwangerschaft
Bei der letzten Vorsorgeuntersuchung erwischt es Ela kalt. Die Frauenärztin erzählt ihr was von schwangerschaftsinduzierter Hypertonie und Ela versteht zunächst nur Bahnhof. Zu ihren bereits bekannten erhöhten Blutdruckwerten hat sie jetzt auch noch auffällige Urinproben.
Bei der Diagnose Präeklampsie wird sie hellhörig, diese kennt sie von einer Bekannten. Als über die Folgen der Erkrankung gesprochen wird, läuft es ihr kalt den Rücken runter. Für Mama und Baby kann die Präeklampsie nämlich lebensbedrohlich sein.
Glücklicherweise hatte keine von uns Mädels eine „Schwangerschaftsvergiftung“, wie die Präeklampsie gerne umschrieben wird. Nur wenige Schwangere sind betroffen. Wir Ärzte sprechen von Präeklampsie bei Bluthochdruck in der Schwangerschaft mit erhöhter Eiweißausscheidung im Urin nach der abgeschlossenen 20 SSW (Schwangerschaftswoche). Ein Hinweis auf die Entwicklung einer Präeklampsie können ein zu kleines Baby oder neu aufgetretene Probleme mit Niere, Leber oder Zentralnervensystem sein.
Tritt Bluthochdruck erstmals nach der abgeschlossenen 20. SSW ohne erhöhte Eiweißwerte auf, wird das als schwangerschaftsinduzierte Hypertonie oder Gestationshypertonie bezeichnet.
Die wichtigsten Warnzeichen einer Präeklampsie
Hoher Blutdruck
Bei jeder Vorsorgeuntersuchung wird der Blutdruck gemessen. Werte ab 140/90mmHg sind zu hoch.
Eiweiß im Urin
Bei jeder Vorsorgeuntersuchung wird der Urin untersucht. Auffällig sind Werte >30mg/mmol Protein-Kreatinin-Ratio im Spontanurin oder >300mg/24h.
Kopfschmerzen
Der Blutdruck sollte vom Frauenarzt kontrolliert werden. Kopfschmerzen können auf zu hohen Blutdruck hinweisen.
Wassereinlagerungen
Plötzliche Schwellungen, vor allem im Gesicht, erhärten den Verdacht. Der Frauenarzt sollte dringend aufgesucht werden.
Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
Bitte sofort zum Frauenarzt!
Das Baby ist zu klein
Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt können klären, ob das Baby richtig wächst.
Warum kommt es zur erhöhten Eiweißausscheidung?
Durch den Bluthochdruck kommt es zu Schäden an der Innenseite der Gefäße. Entstehen Blutgerinnsel und werden diese im Blutfluss mitgerissen, können sie Arterien von Niere, Leber und Gehirn verschließen. Die Organe werden durch Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen geschädigt.
Ist die Niere mit ihrer Filterfunktion betroffen, kann es zu vermehrten Ausscheidung von Eiweiß und Wassereinlagerungen „Ödeme“ kommen.
In den Lungen zeigt sich das angesammelte Wasser, das „Lungenödem“, mit Atemnot und erhöhten Herzschlag.
Sammelt sich das Wasser unterhalb der Leberkapsel, tut das richtig weh. Den Leberkapsel-Dehnungsschmerz spürt die Betroffene im rechten Oberbauch.
Komplikationen: das HELLP-Syndrom und die Eklampsie
Das HELLP-Syndrom ist eine Störung der Leberfunktion und Blutgerinnung. Warnzeichen können Schmerzen hinter dem Brustbein und im Oberbauch, eine sehr schnelle Gewichtszunahme, Übelkeit und Erbrechen sein. Es sollte dringend der Frauenarzt aufgesucht werden.
Die Präeklampsie kann in eine Eklampsie übergehen. Es treten tonisch-klonische Krampfanfälle in der Schwangerschaft, während oder nach der Geburt auf. Das kann gefährlich werden für Kind und Mama. Eine vorzeitige Plazentaablösung oder Nierenversagen sind die Folge. Das ist aber zum Glück selten.
Hohen Blutdruck vermeiden und Frühwarnzeichen der Präeklampsie erkennen
- Urintest und Blutdruckmessung bei den Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen
- Ultraschall-Untersuchungen zeigen die Größenentwicklung des Babys
- Gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig
- Stress vermeiden und viel Ruhe gönnen
Wie wird Präeklampsie behandelt?
Meistens ist stationäre Überwachung angesagt, auch wenn es der Schwangeren noch gut geht. Es kann innerhalb von wenigen Tagen gefährlich für Mama und Baby werden. Dann sollte es schnell gehen.
Zunächst wird ein Symptom-orientiertes Vorgehen bevorzugt. Die Schwangerschaft soll so lange wie möglich verlängert werden. Ist das für beide Beteiligte zu gefährlich wird die Geburt frühzeitig eingeleitet.
Ela und viele Betroffene machen sich Vorwürfe, obwohl die Ursachen der Erkrankung bis heute unklar ist. Nistet sich die Plazenta schlecht ein, gelangen schädliche Stoffe in den Kreislauf der Mama. Diese wirken sich negativ auf das Gefäßsystem aus. Kopfschmerzen, Übelkeit und Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe sind die Folge.
Risikofaktoren für Präeklampsie
Präeklampsie ist häufiger bei Erstgebärenden, als bei Frauen, die bereits ein Kind entbunden haben. Obwohl die Ursache der Präeklampsie noch nicht im Detail geklärt werden konnte, gibt es einige Risikofaktoren die das Auftreten begünstigen.
- Erstgebärende
- Familiäre Belastung
- Zustand nach Präeklampsie in einer vorangegangenen Schwangerschaft
- Antiphospholipid-Syndrom
- Autoimmun-Erkrankungen
- Adipositas, Body Mass Index > 30
- Vorbestehender Diabetes mellitus
- Schwangerschaftsdiabetes
- IVF / EIzellspende
- Vorbestehende Nierenerkrankung
- Vorbestehender Bluthochdruck
- Alter > 40
- Mehrlingsschwangerschaft
Weiterführende Infos zum Thema Präeklampsie und Diagnostik und Therapie hypertensives Schwangerschaftserkrankungen findest du auf diesen verlinkten Seiten.
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